Editorial Juli & August

Panorama St. Arbogast: Panorama der Kriche St. Arbogast (Foto: Peter Wehrli)
„Wie lange machen Sie noch?“

Das ist seit über einem Jahr meine absolute Lieblingsfrage. Sie wurde mir oft gestellt. Schwarzer Humor kann so kommunikativ sein! Meine Antwort lautet jeweils ungefähr so: „Das weiss ich beim besten Willen nicht! Aber pensioniert werde ich am 31. August 2025.“ Machen werde ich auch danach ständig irgendetwas, denke ich mir. Sogar das eine oder andere als Pfarrer, denn ich gehe ja nicht völlig ausgebrannt oder verbittert in Pension, und die Kirche, die Theologie, „die Sache mit Gott“ (Heinz Zahrnt), die Liebe zu den Menschen, zur Sprache und zur Musik wird mich weiterhin beschäftigen und nicht loslassen.
Allerdings werde ich nicht nur „machen“. Das war ja auch bisher nicht so. Da war ja vor allem auch feiern, erleben, begegnen, freuen und trauern, singen, geniessen, weinen und lachen, allein und gemeinsam, privat wie im Pfarramt – nicht selten sind die Grenzen da fliessend. Gott will ja nicht von Profis verwaltet, sondern als Gott der Gemeinschaft gemeinsam erglaubt und erlebt werden. Auch Gottesdienste habe ich nie einfach „gemacht“. Vorbereitet schon und in der Praxis geleitet, aber in erster Linie habe ich sie zusammen mit den Menschen, die da waren, gefeiert. Feiern dürfen! Und das wird ebenfalls weiterhin so sein, auch im Birseck wo ich seit Januar wohne und „gewöhnliches“ Mitglied der Kirchgemeinde sein werde. (Welches Gemeindeglied ist schon „gewöhnlich“?) Oder in Muttenz, wo ich zwar nicht "mit einem Bein" noch bleibe, aber dafür mit meinen beiden Stimmbändern. Die Kantorei, in der ich weiterhin mitsingen werde, hat ja schon längst regionale Ausstrahlung, und ist ein Ort enormer Lebensbereicherung.

Was ich bis August noch mache? Einiges, aber vor allem: Platz.

Mit Christian Mack wird ein weit jüngerer und fähiger Kollege das Pfarramt weiterführen, im Team mit meinen Kolleginnen Sara Stöcklin und Monika Garruchet. Ich freue mich für die Kirchgemeinde, dass dieser Übergang nahtlos geregelt werden konnte. Und ich freue mich für ihn und das gesamte Mitarbeiter*innenundaussen-Team, welches in der neuen Zusammensetzung bestens und fröhlich funktionieren und feiern wird. Macht mal!

„Alles hat seine Zeit!“ Schöne und schwere Zeiten habe ich in Muttenz erlebt. Und im Zusammenleben mit den Menschen hier viel bekommen, viel gelernt und unglaublich viel erlebt. Jetzt, wo meine Zeit hier zu Ende geht, spüre ich Wehmut, Erleichterung, vor allem aber viel Dankbarkeit.

„Wie lange machen Sie noch?“. Man hätte mich genauso gut vor 24 Jahren bei meinem Amtsantritt fragen können: „Wie lange machen Sie hier?“

Vielleicht ist die einzig gute baseldeutsche Antwort längst schon gegeben, für mich und viele andere und für die reformierte Kirchgemeinde Muttenz auch:

„Dr Herr isch my Hirt, es manglet mer nüt.
Er bringt mi uf saftiggrüeni Matte.
Zumene ruejige Plätzli am Wasser füehrt er mi ane.
Er git mer, was i bruuch.
Er füehrt mi ufem rächte Wäg, sym guete Name z lieb.
Wenns au emol feischter isch um mi umme
Und i nümm wyter weiss, so förcht i mi nit.
Wenn du mi hebsch, find i Troscht.
Du machsch mer der Tisch zwäg,
öb myni Find zueluegen oder nit.
Du zeigsch mer, dass i der öbbis wärt bi,
und schänksch mer y, bis der Bächer voll isch.
Luter Glück und Güeti sy gwüss an jedem Tag by mer.
S ganz Läbe lang darf i im Huus vom Herr blybe.
Und in Ewigkeit.“

(Psalm 23 nach „Dr guet Bricht“, Liestal 1981, S.62)

(Merke: „im Huus vom Herr“ nicht „Herr im Huus“!)

Euch allen eine gesegnete Zeit. Und: Auf Wiedersehen!


Hanspeter Plattner (Foto: Daniel Jenni, Fotosmile)