Bearbeitet von: Nathalie Strübin
Editorial November
Das Jahr geht zur Neige. Nicht langsam. Mir scheint, in der Kirchgemeinde dreht sich alles noch schneller auf Ende Jahr. Die Saison der Gemeinde-Essen hat wieder begonnen, das Kantoreikonzert, die Kirchgemeindeversammlung mit Budgetbeschlüssen, der Reformations- und der Ewigkeitssonntag, und dann schon wieder der 1. Advent...
Bei mir kommt der Umzug hinzu. Auch wenn ich mich auf die neue Wohnung freue, schaue ich wehmütig die Büsche und Bäume im Garten an, höre die Amseln und den Buntspecht, die Spatzen und Meisen. Die Stare sind bereits weg; sie besetzen jeweils an zwei bis drei Tagen im Oktober die grosse Tanne komplett, um Pause zu machen auf ihrem Weg nach Süden.
Das Thema Vergänglichkeit drängt sich auf im November, unweigerlich. Und auch das Thema Vorläufigkeit. Unsere Positionen, unser Wissen, alles was wir haben und erreichen – es ist vorläufig. Leben und Menschsein – das ist ein Unterwegssein, da gibt es nichts Endgültiges. Gestern habe ich mich auf einer kurzen Wanderung von Gelterkinden nach Wenslingen auf eine Bank gesetzt – Wiesenbergblick hiess der Aussichtspunkt. Ich habe ihn genossen, aber kein Moment kam mir der Gedanke, dass ich ja bleiben könnte. Mein Ziel war ein anderes, der Weg ging weiter. Das ist immer so, und ich denke, es ist gut, dass es so ist. Leben und Menschsein ist vorläufig und nach vorne offen. Da ist immer noch ein nächster Schritt. Selbst im Sterben noch.
Da ist im Grunde immer dieses Ausgerichtetsein auf ein Ziel, das noch einmal anders und mehr ist als alles Bisherige. Im zweiten Petrusbrief heisst es: „Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach Gottes Verheissung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ Und schon Jahrhunderte früher hatte der Prophet Jesaja betont, dass dieses Warten kein Verharren auf einem festen Standpunkt ist, sondern ein immer neues Aufbrechen: „Mache dich auf und werde licht; denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn wird aufgehen über dir!“
Reformierte Kirchen sehen sich selbst übrigens zu Recht nie als ewige Institutionen an. Jede reformierte Kirchenordnung erkennt man daran, dass sie irgendwo auch ihre eigene Vorläufigkeit anspricht. Darin liegt ihre Schlagseite in Richtung Menschlichkeit. Und in Richtung Hoffnung.
Eigentlich ist er ja auch ein guter Monat, der November. Und irgendwie passt es, dass der Reformationssonntag immer der erste Sonntag im November ist. Und dass dieser die Brücke ist zum Advent.
Zum Schluss eine Novembergeschichte über die heitere Vorläufigkeit des Lebens: Ein Tourist war auf dem Land unterwegs. Einmal fand er keinen Gasthof und kein Hotel, aber er durfte in einem Kartäuserkloster übernachten. Auf seinen Wunsch hin führt ein Mönch ihn durchs ganze Kloster, und er ist erstaunt über die karge Einrichtung der Zellen. Er fragt den Mönch: „Wo habt ihr denn eure Möbel?“ Schlagfertig fragt der Mönch zurück: „Ja, wo haben Sie denn Ihre?“ „Meine?“, antwortet der Tourist verblüfft. „Ich bin hier ja nur auf der Durchreise!“ „Eben“, sagt der Mönch mit einem Lächeln. „Das sind wir auch.“
Zurzeit packe ich Umzugskartons. Und merke: Ein Zisterziensermönch wie in der Geschichte bin ich definitiv nicht. Aber unterwegs bleibe ich. Wie Sie alle.
Ich wünsche Ihnen einen frohen, zuversichtlichen November!
Das Thema Vergänglichkeit drängt sich auf im November, unweigerlich. Und auch das Thema Vorläufigkeit. Unsere Positionen, unser Wissen, alles was wir haben und erreichen – es ist vorläufig. Leben und Menschsein – das ist ein Unterwegssein, da gibt es nichts Endgültiges. Gestern habe ich mich auf einer kurzen Wanderung von Gelterkinden nach Wenslingen auf eine Bank gesetzt – Wiesenbergblick hiess der Aussichtspunkt. Ich habe ihn genossen, aber kein Moment kam mir der Gedanke, dass ich ja bleiben könnte. Mein Ziel war ein anderes, der Weg ging weiter. Das ist immer so, und ich denke, es ist gut, dass es so ist. Leben und Menschsein ist vorläufig und nach vorne offen. Da ist immer noch ein nächster Schritt. Selbst im Sterben noch.
Da ist im Grunde immer dieses Ausgerichtetsein auf ein Ziel, das noch einmal anders und mehr ist als alles Bisherige. Im zweiten Petrusbrief heisst es: „Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach Gottes Verheissung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ Und schon Jahrhunderte früher hatte der Prophet Jesaja betont, dass dieses Warten kein Verharren auf einem festen Standpunkt ist, sondern ein immer neues Aufbrechen: „Mache dich auf und werde licht; denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn wird aufgehen über dir!“
Reformierte Kirchen sehen sich selbst übrigens zu Recht nie als ewige Institutionen an. Jede reformierte Kirchenordnung erkennt man daran, dass sie irgendwo auch ihre eigene Vorläufigkeit anspricht. Darin liegt ihre Schlagseite in Richtung Menschlichkeit. Und in Richtung Hoffnung.
Eigentlich ist er ja auch ein guter Monat, der November. Und irgendwie passt es, dass der Reformationssonntag immer der erste Sonntag im November ist. Und dass dieser die Brücke ist zum Advent.
Zum Schluss eine Novembergeschichte über die heitere Vorläufigkeit des Lebens: Ein Tourist war auf dem Land unterwegs. Einmal fand er keinen Gasthof und kein Hotel, aber er durfte in einem Kartäuserkloster übernachten. Auf seinen Wunsch hin führt ein Mönch ihn durchs ganze Kloster, und er ist erstaunt über die karge Einrichtung der Zellen. Er fragt den Mönch: „Wo habt ihr denn eure Möbel?“ Schlagfertig fragt der Mönch zurück: „Ja, wo haben Sie denn Ihre?“ „Meine?“, antwortet der Tourist verblüfft. „Ich bin hier ja nur auf der Durchreise!“ „Eben“, sagt der Mönch mit einem Lächeln. „Das sind wir auch.“
Zurzeit packe ich Umzugskartons. Und merke: Ein Zisterziensermönch wie in der Geschichte bin ich definitiv nicht. Aber unterwegs bleibe ich. Wie Sie alle.
Ich wünsche Ihnen einen frohen, zuversichtlichen November!